Letztes Jahr saß die Jeans noch so
knackig – und jetzt? Geht sie nicht mal mehr zu. Rund die Hälfte
aller Deutschen ist übergewichtig. Hilfe versprechen sich viele
Betroffene durch eine Diät.
Da der Leidensdruck oft recht hoch ist,
lässt sich mit dem Abspeck-Wunsch der Menschen ganz wunderbar Geld
verdienen. Das erkannte auch der amerikanische Arzt Dr. Robert
Atkins. 1972 brachte der ehemals fettleibige Mediziner ein Buch über
die Atkins-Diät heraus. Das Prinzip hatte er am eigenen Leib
ausprobiert und für gut befunden. Die Methode revolutionierte alle
bisherigen Diät-Ansätze.
Kaum Kohlenhydrate: So funktioniert die Atkins-Diät
Bei der Atkins-Diät verzichten
Diättreibende weitestgehend auf den Genuss von Kohlenhydraten,
dürfen aber fett- und eiweißhaltige Speisen ohne Einschränkung
essen. In der Praxis bedeutet das: keine Kartoffeln oder Nudeln, kein
Brot oder Zucker. Leider sind auch einige Obstsorten in der
Atkins-Diät nicht vorgesehen. Dafür sind Fleisch, Fisch, Käse,
Eier, Wurst und Butter erlaubt – empfohlen wird auch Gemüse wie
Spargel oder Brokkoli.
"Durch diese Ernährung kann man
tatsächlich kurzfristig Gewicht verlieren, aber es sind auch
gefährliche Nebenwirkungen möglich", urteilt Angela Clausen,
Ernährungswissenschaftlerin bei der Verbraucherzentrale
Nordrhein-Westfalen. Menschen, die sich nach den Regeln der
Atkins-Diät ernähren, kann es an Vitaminen, Ballaststoffen und
sekundären Pflanzenstoffen mangeln. Wenn Abnehmwillige vermehrt
salzreichen Käse und Wurst essen, kann dieses Plus an Salz bei
empfindlichen Personen den Blutdruck in die Höhe treiben.
Weitere Nebenwirkungen können
vorkommen: "Warnsignale sind Verstopfung, Kopfschmerzen, extreme
Abgeschlagenheit, Muskelkrämpfe und auch Mundgeruch", erzählt
Clausen. Außerdem ist die recht einseitige Ernährung sehr schwer
durchzuhalten. Bereits nach wenigen Tagen verlangt der Körper bei
vielen Menschen nach Obst, Nudeln oder einer Scheibe Brot.
Viel Fett: Warum macht es nicht dick?
Warum macht der hohe Fettanteil nicht
dick? Die Gewichtsreduktion wird dadurch erzielt, dass der
Stoffwechsel durch den Kohlenhydrat-Verzicht anders arbeitet. "Der
Körper kann die Fette ohne Kohlenhydrate nicht wie gewohnt
verarbeiten", erklärt die Ernährungswissenschaftlerin. Daher
landet das fette Schweinenackensteak nicht so schnell auf den Hüften.
Auf die Cholesterinwerte kann sich eine fettreiche Ernährung
trotzdem ungünstig auswirken.
Viel Eiweiß: Risiko für Nierenkranke
Auch der Anteil an eiweißhaltigen
Lebensmitteln ist bei der Atkins-Diät hoch – das kann für
Nierenkranke gefährlich werden. Eine geschwächte Niere kann die
hohe Konzentration an Eiweiß-Abbauprodukten nicht mehr aus dem
Körper filtern und geht immer weiter kaputt. In der Folge bleiben
Eiweißbausteine im Blut zurück. Unter anderem Harnsäure. Das
wiederum kann einen Gichtanfall verursachen.
Heute gibt es viele Diät-Varianten,
die auf dem Prinzip der Atkins-Diät aufbauen. Zum Beispiel die
Dukan-, Low-Carb- oder South-Beach-Diät. Hier darf der Diättreibende
mehr – wenn auch noch immer wenig – Kohlenhydrate essen und
verzichtet auch nicht in dem Ausmaß auf Obst, wie es Robert Atkins
damals forderte. "Diese Varianten sind etwas gesünder, aber
immer noch nicht empfehlenswert", urteilt Clausen.
Tierische Lebensmittel belasten die Umwelt
Der hohe Eiweißanteil an der täglichen
Nahrung muss bei der Atkins-Diät erst einmal gedeckt werden – im
Optimalfall mit pflanzlichem Eiweiß aus Hülsenfrüchten und
Getreide sowie Milchprodukten. Aber Naturjoghurt und Bohnen sind
nicht das, was sich die meisten auf dem Tisch wünschen. "Die
Abnehmwilligen wollen Eier, Wurst und Steak. Das wiederum belastet
die Umwelt. Auch ein nicht zu vernachlässigender Aspekt der
eiweißreichen Ernährungsweise", gibt Clausen zu bedenken.
Tipp: Gesund abnehmen funktioniert mit
mehr Bewegung, weniger Kalorienaufnahme und ausreichend Schlaf – so
einfach ist das. Das kann man auch langfristig durchhalten – und
fühlt sich dabei wohl in seiner Haut. Und das ist doch das Ziel!